Ja-Wort auf der Dampflok
Standesamtliche Trauung folgte gestern im Rathaus

RHEINSBERG • Ein nicht alltägliches Ereignis sorgte am Sonntag in Rheinsberg für Aufsehen: Am Rande des Bahnhofsfestes gab es eine Trauung auf einer richtigen Dampflok.
Volkmar Hilbert, der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Rheinsberger Bahnhof e.V. und seine Braut Andrea gaben sich auf der Lok 528177-9 das Ja-Wort.
Allerdings hatte das Zeremoniell, dem zahlreiche Rheinsberger und Gäste des Bahnhofsfestes beiwohnten, nur symbolischen Charakter. Die richtige standesamtliche Trauung erfolgte gestern Vormittag im Rheinsberger Rathaus, wo Standesbeamtin Andrea Baudis die beiden nach dem offiziellen Akt zu Mann und Frau erklärte.
Mit der Eheschließung auf einem Dampfross hatte Volkmar Hilbert, der von Beruf Lokführer ist, sich etwas Besonderes ausgedacht. Pünktlich um elf Uhr hatte der Bräutigam gemeinsam mit der Hochzeitsgesellschaft am Bahnsteig auf seine "Künftige" gewartet, die kurz darauf, filmreif, vom Vater geführt, dem Rheinsberger übergeben wurde.
Und als Hans-Norbert Gast auf der Orgel den Hochzeitsmarsch spielte, hatten nicht wenige der Anwesenden feuchte Augen. Selbst der Braut kullerten einige Tränen die Wangen herunter, die der besorgte Bräutigam zärtlich abtupfte Darauf bedacht, sich an der schwarzen Lok nicht schmutzig zu machen, bestiegen kurz danach beide Brautleute den Führerstand, auf dem bereits das Lokpersonal wartete.
Matthias Holm und Gerd Renner vom "Verein der Dampflokfreunde Berlin" hatten zur Ehre des Tages blütenweiße Hemden angelegt. Fast wie Profis hatten sie sich eine Rede ausgedacht, die dem Ereignis angemessen war. "Natürlich wissen wir, dass die Trauung auf der Lok nur symbolischen Charakter hat" meinte Gerd Renner. Dennoch wäre es eine große Ehre, dass man Volkmar Hilbert, einen guten Freund und Eisenbahner mit Herz und Seele, das Ja-Wort abnehmen durfte. Als Geschenk überreichte die Lokbesatzung ein Manometer. "Was der extra gekennzeichnete grüne Bereich zu bedeuten hat, das weiß der Bräutigam schon", scherzte Matthias Holm.
Zu den ersten Gratulanten gehörten neben den Brauteltern und Verwandten zahlreiche Freunde des Paares. Glückwünsche gab es außerdem von den Rheinsberger Eisenbahnern, dem Heimatverein und selbst Vertreter der Schützengilde waren in ihren grünen Uniformen zur Stelle.
Für die Rheinsberger Standesbeamtin Andrea Baudis bildet die vorgezogene Zeremonie am Sonntag kein Problem.
Während bei einer kirchlichen Heirat die standesamtlichen Formalitäten vorher erledigt sein müssen, wäre dies im Fall dieser Eheschließung egal gewesen. "Ich habe nicht einmal gewusst, was am Sonntag auf dem Bahnhof passiert ist", meinte die Standesbeamtin. Auf der Lok selbst hätte Andrea Baudis nicht aktiv werden dürfen, da in Brandenburg genau festgelegt ist, wo man sich das Ja-Wort geben darf. In Rheinsberg ist es das Trauzimmer im Rathaus und auf dem MS "Rheinsberg" der Reederei Halbeck - wenn das Schiff fest am Steg angebunden ist. Mit Andrea und Volkmar Hilbert wurde gestern das 55. Paar in diesem Jahr in Rheinsberg getraut.
Jürgen Rammelt
(MAZ (Ruppiner Tageblatt), 2000-09-05)


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