Nostalgie im Lokschuppen
Arbeitsgemeinschaft Rheinsberger Bahnhof pflegt eine Ausstellung zur alten Eisenbahn

Die Arbeitsgemeinschaft Rheinsberger Bahnhof veranstaltet nicht nur jedes Jahr das Bahnhofsfest sondern pflegt und führt im alten Lokschuppen eine Ausstellung rund um Eisenbahn und Bahntechnik.
RHElNSBERG. Ein Hauch von Nostalgie liegt in der Luft im alten Lokschuppen am Rheinsberger Bahnhof. Russische Schienenbohrer, Schweißtöpfe, Schienensägen aus dem 20. Jahrhundert stehen in der alten Bahnhofshalle. Udo Blankenburger öffnet eine kleine Tür und betritt die ehemalige Fahrkartenausgabe. Auf dem original DDR-Schreibtisch stehen Fahrkartenstempler, Fahrtenbuch und Telefone, für die sich auf dem Trödelmarkt wohl ein guter Preis erzielen ließe. Die Arbeitsgemeinschaft Rheinsberger Bahnhof hat all diese Schätze aufgehoben, zusammengesucht, aufgemöbelt und eine Ausstellung im alten Lokschuppen etabliert.
Der Verein gründete sich 1997 mit dem Ziel, zwei Jahre später das 100-jährige Bestehen der Bahnstrecke Löwenberg-Rheinsberg zu feiern. Das Bahnhofsfest war geboren. In diesem Jahr, am letzten Augustwochenende, findet es bereits zum 10. Mal statt. "Wir hoffen, dass wir einen Dampfzug aus Berlin bekommen", sagt Blankenburger. "Voraussetzung dafür ist, dass die Sanierungsarbeiten an den Lindower Brücken abgeschlossen sind, damit der Zug auch nach Rheinsberg rollen kann." Die Vorbereitungen für das Fest sind in vollem Gange. Vereinsmitglied Holger Pfeifer überarbeitet die Schautafeln, die an den weiß gekalkten Wänden des Lokschuppens hängen und die Geschichte des Rheinsberger Bahnhofs dokumentieren. "Bei uns reißt die Arbeit nie ab", sagt Blankenburger und zeigt auf mehrere Arbeitsplätze an der langen Werkbank. "Aus vielen alten Teilen wird wieder ein neues gebaut." Jeden Dienstagnachmittag sind einige der 31 Vereinsmitglieder dort zugange. Der Vereinschef wünscht sich, dass noch viele weitere dazukommen. Rentner beispielsweise, die nicht allein in ihrem Keller basteln wollen, oder ehemalige Eisenbahner - "Wir können jede helfende Hand gebrauchen." Jeden Dienstag stehen die Türen des Lokschuppens für die Bevölkerung offen. Egal, ob ein einzelner Mann kommt oder eine ganze Schulklasse anrückt - die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft führen alle Gäste durch die Ausstellung, erklären jedes Detail. Udo Blankenburger, selbst Kundenbetreuer im Nahverkehr bei der Deutschen Bahn, kennt sich bestens aus. "Ich habe Fahrzeugschlosser gelernt und kann dadurch auch bei den Technikfragen Rede und Antwort stehen." Und natürlich zeigt Udo Blankenburger den Gästen auch den Fahrkartenschalter, den zumindest die älteren Besucher noch in guter Erinnerung haben dürften.

Als Zehnjähriger Signale gesetzt
DER GUTE GEIST: Hans Lipowski ist Elektriker und setzt alles unter Strom
RHEINSBERG. Hans Lipowski ist seit acht Jahren Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Rheinsberger Bahnhof. Jeden Dienstag steht er im ehemaligen Lokschuppen seinen Mann. Der Elektriker repariert alles, was unter Strom steht, oder mal stehen soll.
Die Liebe zur Eisenbahn kommt nicht von ungefähr. "Ich habe meinem Vater früher regelmäßig das Essen ins Stellwerk gebracht. Er war Fahrdienstleiter in Fretzdorf", erzählt Lipowski. "Ich habe ihm geholfen, die Signalanlagen zu bedienen. Das war mühselig, aber es hat mir viel Spaß gemacht." Warum der Sohn nicht in die Fußstapfen des Vaters trat und ebenfalls Eisenbahner wurde, weiß Hans Lipowski selbst nicht. Er wurde stattdessen Elektriker und arbeitete unter anderem 33 Jahre im Kernkraftwerk Rheinsberg.
Vor acht Jahren war es dann der Sohn seiner Frau Ursula, der ihm die Mitgliedschaft im Eisenbahnverein schmackhaft machte. "Meine Frau teilt meine Liebe zur Eisenbahn", sagt Hans Lipowski augenzwinkernd. Muss sie wohl auch, denn ihr Hans ist jeden Dienstagnachmittag und an vielen Sonnabenden im Lokschuppen zu finden.
Das jüngste große Projekt, das Lipowski abschloss, war die Sanierung des U-Bahnwagons. "Dort mussten alle Stromleitungen neu gelegt werden", sagt der Elektriker. Eine Herausforderung, der sich der Rentner gern und erfolgreich gestellt hat, wie der Druck auf den Lichtschalter beweist.
"Wir sind froh und dankbar über Mitglieder wie Hans Lipowski", sagt Vereinschef Udo Blankenburger. "Viele haben arbeitsbedingt wenig Zeit. Da ist es schön, ein Mitglied wie Hans zu haben, auf das man sich hundertprozentig verlassen kann."
Jeanette Schäfer
(MAZ, 2008-03-04)


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